Das Leben ist voll mit Entscheidungen, die zu treffen erst erlernt werden muss. Vom Kleinkind bis zum Teenager besteht die Kunst darin, eine ausgewogene Mischung aus klaren Richtlinien und Freiheit zu schaffen.
Ab 3 Jahren
Für Kindergartenkinder stellt es eine wahre Herausforderung dar Entcheidungen zu treffen.
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass Kinder nicht als geborene Entscheidungsträger auf die Welt kommen. Um sich sicher zu fühlen, benötigen Kinder einen geschützten Raum mit klaren Regeln und klaren Aussagen. Sie müssen darauf vertrauen können, dass wir die richtigen Entscheidungen für sie treffen. Egal, ob es um das Zubettgehen geht oder darum, im Winter einen Schal anzuziehen – sie können die Konsequenzen ihrer Entscheidungen noch nicht voraussehen. Wenn wir diese Verantwortung auf sie übetragen sind Kinder überfordert, und Chaos ist vorprogrammiert.
Natürlich möchten auch Kindergartenkinder schon mitentscheiden, und das ist gut so. Jede getroffene Entscheidung bedeutet mehr Lebenserfahrung, stärkt das Selbstbewusstsein und das Verantwortungsbewusstsein.
Für den Anfang sollten es jedoch Entscheidungen sein, bei denen keine negativen Konsequenzen zu befürchten sind. Eine Diskussion darüber, welche Jacke das Kind tragen möchte ist also durchaus in Ordnung, nicht aber über Sommerkleidchen und Sandalen bei Minusgraden. Wenn Kinder in kleineren Dingen die Wahl haben, kommen sie besser damit zurecht, dass größere Entscheidungen von den Erwachsenen getroffen werden.
Eingeschränkte Möglichkeiten
Unsere anspruchsvolle Aufgabe besteht also darin zu überlegen, bei welchen Fragen das Kind seine Entscheidungsfähigkeit trainieren kann. Dabei setzen bereits das Alter und der jeweilige Entwicklungsstand Grenzen. Ein dreijähriges Kind danach zu fragen, was es am Samstag unternehmen möchte, überfordert. Es kann noch nicht einschätzen, welche Möglichkeiten es gibt und was am meisten Spaß machen würde. Es wird einfacher, wenn wir die Auswahl auf zwei Dinge begrenzen, die wir idealerweise sogar zeigen können. Zum Beispiel am Essenstisch: „Möchtest du einen Apfel oder ein Brot?“ Wichtig ist: Einmal gefragt müssen wir mit der Entscheidung leben. Alles andere wäre unfair.
Was die Entscheidungsfindung für Kinder ebenfalls erschwert: das Gefühl, durch die Auswahl einer Option etwas anderes zu verlieren. Es kann eine Möglichkeit sein die andere Option für den nächsten Tg aufzusparen.
Auch müde oder hungrige Kinder sollten nicht nach Entscheidungen gefragt werden.
Partizipation in der Kita
Studien zeigen, dass Kinder gut damit zurechtkommen, wenn der Tagesablauf in der Kita nicht vorgeschrieben wird. Ob sie dadurch lernen, Entscheidungen zu treffen, ist jedoch fraglich. Meist entscheiden ältere oder mächtigere Kinder für sie mit.
Ab 8 Jahren
Mit 8 Jahren entwickeln Kinder ein tieferes Verständnis für Ursache und Wirkung. Sie können nun besser einschätzen, welche Konsequenzen ihre Entscheidungen haben können. Dies ist die Zeit, um ihnen mehr Verantwortung zu übertragen und ihre Fähigkeit zur Entscheidungsfindung weiter zu fördern.
Eltern können ihre Kinder dazu ermutigen, bei Familienentscheidungen mitzureden. Dies könnte die Auswahl von Urlaubszielen, gemeinsamen Aktivitäten oder sogar die Verteilung von Haushaltsaufgaben umfassen. Indem Kinder in diese Entscheidungen eingebunden werden, fühlen sie sich nicht nur als Teil der Familie, sondern lernen auch, Verantwortung für das gemeinsame Wohl zu übernehmen.
Teenager (ab 13 Jahren)
Die Adoleszenz ist eine Phase, in der die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung stark im Vordergrund stehen. Teenager suchen nach Identität und möchten vermehrt ihre eigenen Entscheidungen treffen. Hier ist es entscheidend, die richtige Balance zwischen Freiheit und Verantwortung zu finden.
Eltern sollten ihren Teenagern Raum geben, ihre Meinungen zu äußern und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und als unterstützender Ratgeber zur Verfügung zu stehen. Die Jugendlichen müssen lernen, mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen umzugehen und Verantwortung zu übernehmen.
Fazit
Insgesamt ist die Entscheidungsfindung ein lebenslanger Lernprozess. Eltern und Lehrer spielen eine entscheidende Rolle dabei, Kinder und Jugendliche auf diesem Weg zu unterstützen und ihnen die nötigen Fähigkeiten für eine selbstständige Zukunft zu vermitteln.